Kohlefaserhaube oder -heckklappe vs. StVZO

  • Hallo,


    ich habe mich schon immer gefragt, wie das mit Kohlefaserhauben oder -heckklappen bezüglich TÜV/StVZO aussieht.


    Also Frage an die Experten unter den Leichtbauteileherstellern: Kann ich einfach so meine Motorhaube am Mini mit einem Kohlefaserteil ersetzen?


    Bitte keine Diskussion über Qualität der Teile oder Glasfaser etc., es sei denn es gibt Unterschiede hinsichtlich obiger Frage zu beachten.

  • Hmm hab da mal was hier gepasted....
    http://www.autoextrem.de/tuev-…arbonteile-eintragen.html


    Etwas zu der Problematik der "verbotenen" Carbon-Teile:


    Carbon und auch Kevlar sind als Baustoff nicht verboten, es kann mit den gleichen Auflagen und vorgeschriebenen Prüfungen wie für jedes andere Material oder Bauteil im Fahrzeugbau eingesetzt werden, was ja auch schon in etlichen Bereichen gemacht wird.


    Und da liegt genau der Haken, um Karbonbauteile in vernünftiger Dauerfestigkeit herzustellen, reicht es nicht, wie bei Glasfaser, die Matten einfach aufeinander zu legen und mit Harz zu tränken, Kohlefaserbauteile (Carbon) müssen im Vakuum getempert werden, also unter Luftabsaugung und relativ hoher Temperatur aushärten. Dieses Verfahren ist sehr kostenintensiv aber unbedingt notwendig, damit das "Zeug" auch noch nach 3 Jahren in Wind und Wetter die gleiche Festigkeit wie ein Neuteil zu haben.


    Karbonfasern haben gegenüber Glasfasern den Nachteil, dass sich dort Luftbläschen festhalten können und auch nach dem Tränken mit Kunstharz sich nicht von der Faser lösen und aufsteigen, ohne Vakuum-Fertigung bleiben diese Luftbläschen an der Faser und verhindern eine kraftschlüssige Verbindung zwischen Harz und Gewebe. Aufgrund dieser anderen Oberflächenstruktur von Karbonfasern, diese Oberflächenstruktur ist auch Verantwortlich für die höhere Festigkeit der fertigen Bauteile, darf auch nicht mit "normalen" Epoxydharzen wie bei Glasgewebe gearbeitet werden, es werden Harze verwendet, die unter normalen Temperaturbedingungen leicht verarbeitbar sind (fast honigförmig) aber bei höheren Temperaturen sich stark verdünnen (dünnflüssiger als Wasser werden) und dann in die Mikrofasern des Karbongewebe eindringen können und bei weiter anhaltend höherer Temperatur dann vollständig aushärten.


    Was bisher von der Fertigung relativ problemlos machbar ist und auch gemacht wird, ist die Einbringung nur der äußeren Deckschicht als Kohlefaser-Gewebelage, den meisten "Tunern" geht es nur um die Optik und weniger um das Gewicht. Echte Kohlefaserteile (Massiv-Karbon) sind nun mal erheblich leichter weil fester, jedoch nur bei richtiger Fertigung, die für eine Prüfung und Zulassung nun mal notwendig ist, selbst für einen etwas besser betuchten Tuner fast unbezahlbar.


    Die derzeitig auf dem Zubehörmarkt erhältlichen Echt-Karbonhauben sind weder getempert noch vakumiert, es gibt deshalb riesen Probleme mit der Befestigung von Scharnieren und Zuhaltungen, damit diese bei einem Fahrtwind von 200 km/h und dem zugehörigen Überdruck im Motorraum nicht ausreißen. Wegen der Schwammstruktur durch verbliebene Luftbläschen dringt über die Schnittkanten des fertigen Bauteils Wasser ein (Kapillar-Effekt), dieses Wasser entwickelt aufgrund einer chemischen Reaktion mit dem Kunstharz einen Überdruck, der die Gewebelagen auseinander drückt, dies ist im Kunststoff-Bootbau unter den Fachbegriff "Osmose" seit über 20 Jahren bekannt. Die nicht im Vakuum und unter höherer Temperatur gehärteten Hauben müssten eigentlich einen Aufkleber tragen: nur verwendbar bis...


    Ich hoffe, dass die Problematik bei der Verarbeitung von Kohlefasern jetzt deutlich geworden ist. Zwischen einem vernünftigen GFK-Bauteil und dem gleichen CFK-Bauteil liegen fertigungstechnische Welten und auch Kosten.


    Zusätzlich ist es so, dass der TÜV zum teil auch ein Gutachten zur Feuerfestigkeit und eins zum Bruch / Splitterverhalten haben möchte.


    DodoZ hier im Forum ist da der richtige Ansprechpartner http://www.zonewicz-faserverbundtechnik.de

  • nicht ganz.
    Prinzipiell ist eine Carbonhaube dann zulässig wenn sie die Anforderungen an Crashsicherheit und Brandverhalten erfüllt. Das kann über einen schon geprüften Laminataufbau (Materialgutachten) oder über eine Einzelprüfung des Bauteiles (Kugelfalltest, Brandverhalten) erfolgen. Die Eintragung ist dann immer noch eine Einzelabnahme.
    Problem 1, die meisten Prüfer stehen solchen Sachen erstmal prinzipiell negativ gegenüber
    Problem 2, die wenigsten Hersteller solcher Sachen nehmen die Mühen und Kosten auf sich, ein solches Materialgutachten zu erstellen. Der Kunde ist schlicht und einfach nicht bereit die Kosten zu übernehmen.


    Deswegen führt das zu der Tatsache, das die meisten "Sichtcarbon"teile klassische GFK-Bauteile sind, die mit einer Lage Kohlefaser überzogen werden. Das ist erstens billiger und zweitens leichter Eintragbar, da doch einige Prüfer mit GFK-Bauteilen erfahrungen haben. Aus technischer Sicht ist das natürlich blödsinn, aber wer cool sein will muss eben leiden, oder so ;D


    PS: @El gazo: unser Auto hat teilweise handlaminierte Kohlefaserbauteile (technisch nicht anders machbar), alles mit dem Segen des TÜV

  • Sehr lehrreich, beide Einstellungen.
    Vielen Dank !


    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Vielen Dank für die Antworten. Ich werde weiter forschen und auch mal bei Gelegenheit mit Dietmar sprechen... .


    Nur nochmal kurz als Info: Ziel ist es nicht cool zu sein, sondern möglichst hohe Gewichtseinsparungen bei hoher Qualität nach StVZO zu erreichen. Preis ist erstmal egal.:smile:

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