Ein immer wieder kehrendes Thema...die Ölfrage
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Zum Glück sind wir hier nicht allein, auch im Lambo-Forum wird heiß diskutiert. Nachdem die erste Version dieser fachlichen Auseinandersetzung nun schon ein paar Tage alt ist und die Kenntnisse und Erfahrungen heutzutage etwas weiter reichen, ist es Zeit nochmal das Wesentliche zusammen zu fassen:
Zunächst teilen wir den Antriebsstrang einmal in seine Bauteile auf und betrachten die Ölanforderungen im Einzelnen, bezogen auf die Herstellervorgaben zeitgenössischer Austin/Morris Modelle:
Motor / Getriebe / Differential
-> Motor: Ein Austin A35 wird mit 20W-30 angegeben, ein Morris Minor ebenfalls.
-> Getriebe: A35 soll ein "Esso Extra MOTOR Oil 20W-30" bekommen, also gleich zur Motorschmierung
-> Differential: A35 schreit nach einem S.A.E. 90 Getriebeöl, der Minor auch.
Wohlgemerkt sind bei diesen Modellen alle drei Baugruppen voneinander getrennt UND das Mini Getriebe wurde aus diesen "Zahnradserien" und Getriebetechniken gebaut/konstruiert.
Zurück zur o.g. "90er" Getriebeölspezifikation des Differentials bedeutet dies eine kinematische Viskosität von 13-18 mm zum Quadrat/sec bei 100°C. Ein Motoröl in diesem Bereich hat umgeschlüsselt eine Viskosität von ...W-40 bis ...W-50.
Wirft man nun alle Baugruppen in einen Topf, stellt sich die Frage, wer bestimmt die nun gemeinsame Ölsorte am meisten, in Bezug auf die absolut notwendigen Anforderungen, bzw. welche Baugruppe kommt auch mit einer anderen Viskosität zurecht und welche nicht.
Das Zwischenrad und das Differential sind hier die empfindlichsten Bauteile.
Hohe Drehzahlansteige in kürzester Zeit beim Zurückschalten, hohe Dauerbelastung durch längere Autobahnfahrten mit höherer Geschwindigkeit oder der (überladene
) Puck am Haken auf dem Weg zum Treffen setzen der Zwischenradlagerung mitunter arg zu. Merke: Hier stützt sich eine gehärtete Anlaufscheibe auf relativ weichem Aluminium ab und versucht, das durch die Schrägverzahnung entstehende verkanten der Zwischenradachse, zu verhindern.
Beim Differential sieht das aus wie folgt: Bei Geradeausfahrt hat der Diff-Pin nichts auszuhalten, da sich die auf ihm befindlichen Planetenräder stillstehen. In Kurvenfahrten steigt die Belastung, gerade dann wenn noch vermehrt Kräfte auf den Antrieb = Beschleunigen dazukommen. Dann rotieren die Zahnräder auf dem Pin, es entstehen relativ hohe Drücke auf kleinster Kontaktfläche des Pins.
So weit so gut...
Jetzt kommt eine weitere Eigenschaft des Mini Antriebs zum Tragen...die Zahnräder des Getriebes. Diese belasten das Öl in einer Weise, das sich der der W-40 oder 50 oder 60 Wert mit der Zeit verringert. Heißt aus einem W-50er Öl wird ein W-40er, aus einem W-40er ein W-30er. Dieser Zusammenhang wurde per Laboranalyse bestätigt.
Ergo braucht es ein klein wenig "Viskositätsreserve" um je nach Anforderungsprofil und Ölwechselintervall dem Differential und der Zwischenradlagerung einen genügend guten Schmierstoff zur Verfügung zu stellen.
Fange ich hier bei einem 40er an, muss mir klar sein, daß ich nach einiger Betriebszeit mit einem "kleiner 40er" Öl unterwegs bin.
Eine Auswahl an Ölen, die mit einem W-50 oder größer daherkommen gibt es heutzutage wirklich genug. Aber auch hier kann man noch differenzieren:
20W-50 (mineralisch) wird relativ oft genannt, bringt aber des Öfteren Probleme beim Kaltstart im Frühjahr/Herbst/Winter mit sich. Auch auf den ersten KM bei frostigen Temperaturen lassen sich manchmal die Gänge nicht so wirklich leicht einlegen. Zumal das "Durchölen" des Motors recht lange braucht.
15W-50 (mineralisch und teilsynthetisch) kann hier Abhilfe schaffen. 5W weniger machen schon eine Menge aus. Eigene Erfahrungen im Winterbetrieb bestätigen das.
10W-60 (vollsynthetisch) kann im Grunde alles besser als die vorher genannten Varianten. Hier sind positive Eigenschaften beim Kaltstart bemerkbar und bis sich die W-60 in ein W-40 "verschlissen" haben, muss man über 10.000km mit derselben Ölfüllung gefahren sein. (lt. Laboranalyse)
Es gab in der Vergangenheit Hinweise von Fachleuten, die Bedenken angemeldet hatten, dass moderne Vollsynthetische Öle nicht mit den Dichtungsmaterialien, die für den Mini Motor/Getriebe in vergleichsweise kleiner Stückzahl hergestellt werden, kompatibel sind.
Diese Beobachtung konnten die mir bekannten Verwender von Synthetik Öl bisher nicht teilen. Deren und meine Minis sind genauso dicht oder undicht wie alle anderen auch
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Hier eine kleine Auflistung der weniger bekannten 15W-50 Marken, die m.E. einen guten Kompromiss für den Allround-Motor darstellen:
Mineralisch:
UNIL OPAL OPALPERF GI-V5 15W50
ÖSTOL Oldtimer Oil SAE 15W-50
AVENO Mineral Super 15W-50
Rektol SG Sport | SAE 15W-50
Semi-Synthetisch:
Mannol Favorit 15W-50
RAVENOL HVP High Viscosity Perform. Oil SAE 15W-50
Motul 104512 Classic Oil 15W-50
Die anderen genannten Varianten 20W-50 und 10W-60 findet Google und Konsorten recht schnell, eine Auflistung erspare ich mir.
Ganz zum Schluß...die Ausführungen sind nach bestem Wissen zusammengestellt und stellen keinerlei wissenschaftliche Abhandlung dar.
Möge jeder nach seiner Facon selig werden
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