Diese Diskussion finde ich sehr interessant und ich möchte hier einen Beitrag leisten.
Hintergrund ist, dass ich in meinem Kundenkreis ein Unternehmen habe, dass als Großhändler für Automobil-Ersatz- und Verschleißteile tätig ist. Beliefert werden vorrangig andere Handelsunternehmen (einige davon unterhalten auch eigene Filialen, in denen auch Privatkunden einkaufen können) und aufgrund der Historie in einzelnen Fällen auch Einzelhändler oder größere Werkstätten.
Letzteres ist aber die Ausnahme, was auch für die Wettbewerber meines Kunden gilt, von denen es etwa 5-6 gibt (bitte versteht, dass ich hier absolut keine Namen nennen werde).
Das hat aber zur Folge, dass der Einzelhändler an der Ecke, bei dem ich auch gern einkaufe, gern auch ein paar Euro mehr bezahle und eigentlich auch immer gut beraten werde, absolut keine Chance hat, die Güte der Teile zu prüfen oder im Vorhinein zu beeinflussen.
Schauen wir uns die Lieferkette für eine x-beliebige Lichtmaschine an, die je nachdem durchaus als "Original-Ersatzteil" [speziell bei älteren Typen]oder auch als Nachfertigung vermarktet werden kann:
- Produktion bei einem uns völlig unbekannten Unternehmen, sagen wir mal in einem fernöstlichen Land (eher die Regel als die Ausnahme)
- Verkauf an eine einheimische Vertriebsgesellschaft (nicht immer)
- Export nach Deutschland, z.B. an meinen Kunden
- Verkauf an Großhandel
- Verkauf an Einzelhandel
- Verkauf an Endkunden
Im laufenden Geschäft wird weder der Importeur, noch der Großhändler, noch der Einzelhändler eine realistische Chance haben, a) eine Sichtprüfung an 100% aller gelieferten Limas durchzuführen und b) in jedem Fall Kenntnis davon erlangen, dass einer der Vorlieferanten den Hersteller oder seinen Vorlieferanten gewechselt hatr.
So kommen unbemerkt Teile verschiedenen Ursprungs unter der gleichen Bestellnummer in den Handel. Aufmerksame Importeure achten zumindest bei genehmigungspflichtigen Teilen (z.B. Bremsscheiben) auf ordentliche Prozessabnahmen am Ort der Entstehung, gern auch mit Hilfe von Organisationen wie dem TÜV. Das geht aber nicht immer, und wer betuppen will, der tut das auch. Und andere EU-Länder kennen keine Pflicht, Ersatzteile durch das KBA abnehmen zu lassen.
Inwieweit all das auf den Mini übertragbar ist, sei mal dahin gestellt - aber ich denke, nicht viel anders wird es auch hier sein bei ganz gewöhnlichen E-Teilen. Ich würde aber auch davon ausgehen, dass die gleiche Marke auf dem Karton des Ersatzteils nicht auch bedeutet, dass das Teil für immer und ewig in der gleichen Fabrik hergestellt wird. Und nochmal, trotz aller gesetzlichen Pflichten (z.B. §377 HGB Untersuchungs- und Rügepflicht des Empfängers), ist es kaum möglich, die tatsächliche Beschaffenheit des einzelnen Teils zu prüfen, wenn man "nur" Händler ist.
Heißt: ein vertrauensvolles Verhältnis zum Stammhändler ist sicher hilfreich, schützt aber auch nicht vor dem einen oder anderen Reinfall. Und mit dem Preis hat es leider auch wenig zu tun, das zeigten mir auch die Gewährleistungsauswertungen bei meinem Kunden.
Grüße,
OlliMK