Es geht im Wesentlichen um 2 Aspekte:
A) Es bedarf Materialien, egal ob Straße oder Strecke, die sich zwar u.U. verformen können aber nicht brechen.
B) Es bedarf einer mehr oder weniger 'widerspenstigen' Absorbtion des Druckes oder Zuges, nicht aber einer Blockade desselben.
Und was dabei herauskommen kann (deshalb im Vorbeitrag der Hinweis auf 'die Fuchsröhre') wies sich 2003 in der Vorbereitung des Pellenschen Renn-MINIs für die EIFEL KLASSIK (Nordschleife) hier im Hause.
Andreas Pellens hatte als Geburtstagsgeschenk meine Person zur Eifel Klassik eingeladen (er fuhr damals noch nicht bei uns, bzw. entschied sich erst danach, die letzten 2 Jahre unter unseren Fittichen zu verbringen).
Diese Einladung umfaßte Auto,Nenngeld, Sprit für das 300 Kilometer-Rennen usw. .
Ich nahm an unter der Voraussetzung, das Auto mindestens 2 Wochen vorher hier am Platze zu haben, um es durchzuarbeiten und das Fahrwerk auf die Nordschleife abstimmen zu können. Er stimmte zu.
Im Zuge dieser Arbeiten änderten wir vieles, nicht aber die Zugstrebenbuchsen.
Bis dahin waren die leider verbauten (Poly-)buchsen 'race proven' und Andreas Pellens hätte argumentieren können:"Fahre ich aber schon xyz-lange usw. etc. "
Tatsächlich war uns das Polymatrial garnicht aufgefallen, trotz Prüfungs- und Vermessungsarbeit.
Vor unserem Werkraum ist indes eine Wasserablaufrinne und somit ein ca. 5cm Absatz. Beim Herausschieben des MINIs über diesen kleinen Absatz (also 'Schieben' = von Hand) tat es einen Knacks und das linke Vorderrad veränderte seinen Platz 'dank' gebrochener Zugstrebe.
Die spätere Prüfung ergab, daß das harte Polymaterial zur Materialermüdung geführt hatte.
So gewannen wir das Rennen mit nun Gummimischungsbuchsen gegen gute Konkurrenz, vereinbarten eine 2-jährige Zusammenarbeit, wurden darüberhinaus Freunde und --bevor es kitschig wird-- stellten wieder einmal fest, wie wichtig die Arbeit auch im (Material-)Detail ist.
Und das hätte in der Tat das Leben kosten können.
Und genau solche Erfahrungen machten MINI-Kunden, die in den späten '80ern/frühen '90ern die falschen Edelstahlzugstreben kauften.
Ja, es gab gute Edelstahlzugstreben aus dem geeigneten Material. Da aber im Frankfurter Raum jemand meinte :"Einen Dreher kenne ich auch und Edelstahl kann ich auch kaufen" kamen ungeeignete Produkte in den Handel und bei den MINI-Leuten kursierte fortan die Meinung :"Edelstahlzugstreben brechen immer".
Und das Fazit aus der langen oder den mehreren Geschichten:
Es kommt immer darauf an, was man mit welchem Material tut und vor allen Dingen welche Fachleute man zuvor gefragt hat, da auch mit einem ordentlichen Mechanikallgemeinwissen Materialkunde eine vollkommen andere Geschichte ist.
Andreas Hohls