Beiträge von Dr.Mabo

    Wie sicherlich schon an der ein oder anderen Stelle erwähnt, bin ich ein Freund davon lieber alte Sachen wieder aufzuarbeiten anstatt neu zu kaufen. So ist es auch mit der Lenksäulenverkleidung. Diese hat in den letzten 50 Jahren doch etwas gelitten, zumindest was die Oberfläche angeht. Glücklicherweise war nichts gebrochen oder anderweitig beschädigt. Natürlich gibt es die MK2 Verkleidung auch neu zu kaufen, aber die Passform und die Details der alten Originalen ist doch anders bzw. besser.

    Man mag sich die Frage stellen, warum in diesem MK1 eine MK2 Lenksäule verbaut ist? Auch das war eine Radford Option, denn mit dem MK2 Lenkstockschalter konnte der Fußschalter für das Fernlicht entfallen und man hat dadurch auch eine realistische Lichthupe bekommen.

    Zum Aufarbeiten der Verkleidung bin ich den traditionellen Weg gegangen. Erst gründlich gereinigt, dann in verschiedenen Steps nass geschliffen, von 400er bis 2000er Papier, um sie abschließend mit Lackreiniger wieder zum Glänzen zu bringen. Hier erst einmal der Vergleich. Die obere Hälfte noch unbehandelt, die untere Hälfte schon fertig aufgearbeitet.



    so long

    der Doc

    Wenn ich schon mal dabei bin im Motorraum rumzuwerkeln, bieten sich auch noch andere schöne Teile an. Der Motor war zwar weitestgehend komplett, aber aus irgendwelchen Gründen fehlte die Vergaseranlage. Dafür waren aber die Einlasskanäle ordentlich mit öligen Lappen verschlossen. Zum Glück konnte ich bei der passenden Vergaseranlage auf eigene Bestände zurückgreifen. Die ausgewählten Vergaser sind zwar von einem 1000er Cooper, ansonsten aber auch komplett zeitgemäß und passend für Cooper S.

    Also standardmäßig alles zerlegt, inspiziert und gründlich gereinigt. Um die Aluteile wieder hübsch zu bekommen, ohne dabei aber zu sehr in die Bling-Bling Schiene zu verfallen (polieren), arbeite ich gerne mit AL80. Dies ist ein Reinigungsgranulat, was in heißem Wasser gelöst wird und die Teile darin eingelegt werden. Ein alter Topf auf dem Gasgrill plus ein robuster Pinsel führen zu einem „sauberen“ Ergebnis.

    Dann alle Verschleißteile austauschen und mit neuen Dichtungen wird aus Alt wieder Neuwertig. Bei der Benzinleitung hat Nver Dull für den Glanz gesorgt und neue Metalgewebeschläuche hatte ich noch. Das Hitzeblech ist inzwischen auch schwarz lackiert. So darf die Vergaseranlage gut geschützt in einen passenden Karton einziehen und auf ihren Einbau warten.

    so long

    der Doc

    Es ist mal wieder Zeit für etwas Technik. Diesmal ist der originale Lockheed Bremsservo an der Reihe. In diesem Fall ist es mir durchgerutscht ein Vorher-Foto von dem Servo zu machen. Aber ich denke das kennen die meisten ohnehin. Nach dem Zerlegen war, wie gewohnt, jedes Einzelteil separat an der Reihe. Die Blechteile habe ich zum Verzinken gegeben. Die mögliche Weiterverwendung eines Servos steht und fällt immer mit dem Zustand des Bodys. Der vom Lockheed Servo ist aus Guss, ebenso wie diverse andere Ventile im Brems- oder Kupplungs-System. Äußerlich geht es ums entrosten. Spannend ist jedoch wie er innen aussieht. Ob die Wandung in der Zylinderbohrung nach dem Reinigen noch glatt genug ist, um abdichten zu können. Zum Entrosten habe ich den Body wieder in Weißweinessig eingelegt. Hier muss man unbedingt aufpassen, dass er darin nur 2 bis max 4 Tage liegt. Bei längerem Einlegen zerfrisst die Säure auch das Gussmaterial. Woher ich das wohl weiß… :biggrin: Ich habe mal einen Servobody eingelegt und vergessen. Nach ca. 4 Wochen war er zwar rostfrei, aber Gewinde hatte er auch keine mehr, ganz abgesehen von der Zylinderbohrung.


    Wenn dann die Blechteile frisch verzinkt wieder zurück sind und man einen neuen Dichtsatz auftreiben konnte, macht der Zusammenbau richtig Spaß. Die große Gummimembran war lange Zeit Bestandteil eine Servo Rep-Kits. Tatsächlich war aber die Alte in den meisten Fällen noch weiterverwendbar, so auch in meinem Fall. Ersatz dafür ist schwierig, an die eigentlichen Dichtungen kommt man schon eher. Ein Augenmerk liegt auch noch auf der großen Feder aus der Unterdruckkammer. Es ist wäre nicht das erste Mal wenn die vergessen wird und nach dem Zusammenbau noch auf der Werkbank rumlungert… :wink:

    so long

    der Doc

    Auch den Kleinteilen muss man dieselbe Aufmerksamkeit schenken wie den großen Teilen.

    So habe ich mich zwischenzeitlich auch den Aschenbechern gewidmet. Obwohl ich diese als Nichtraucher niemals verwenden würde und diese heutzutage eher als nicht zeitgemäß bezeichnet werden, sind sie doch ein typisches Merkmal aus der Zeit. Für die kleinen Aschenbecher aus den Seitentaschen wären einfach Ersatz zu beschaffen, da sie aus dem standard Minisortiment stammen. Der große Aschenbecher aus der Mittelkonsole ist jedoch kaum für Geld und gute Worte zu bekommen. Dieser ist lediglich im Aston Martin oder einem alten Rover P4 oder P5 zu finden und entsprechend selten.

    Also habe ich mich an die Aufarbeitung aller Aschenbecher gemacht. Wie bereits zuvor schon gelegentlich beschrieben, hat mir auch hier das Einlegen in Weißweinessig gute Dienste geleistet. Der Essig löst dabei den Rost an, der nach 1-2 Tagen einfach abgewischt werden kann. Manche Stellen benötigen auch mal 2-3 Behandlungen.

    In meinem Fall war bei dem großen Aschenbecher an einer Stelle die Chromschicht schon etwas mehr angegriffen, was man zwar auf dem Foto recht deutlich sehen kann, in der Realität aber nur bei einem bestimmten Lichtwinkel auffällt. Somit sind alle Aschenbecher wieder einsatzbereit. Wer aber vielleicht noch einen Aston Martin oder Rover Aschenbecher übrig hat, darf mir gerne Bescheid geben.


    so long

    der Doc

    Mechanische Tachos sind nicht in der Lage über den gesamten Skalenbereich präzise anzuzeigen. Das ist eher eine Errungenschaft, die mit der Digitaltechnike Einzug gehalten hat. Also vergiss den unteren Bereich von 0 bis 30 oder 40 km/h. Da ist der mechanische Tacho maximal ein Schätzeisen und macht lediglich die Aussage > Fahrzeug bewegt sich!

    Die Nadel braucht die Vorspannung der Feder, die sie auf den Anschlag bei 10 km/h drückt, damit sie nicht springt bzw. die mechanische Anzeige noch ungenauer wird. Ich kann Dir nur den Rat geben die Finger von der Mechanik zu lassen und weder an der Feder, dem Pin oder sonstwo "rumzumodifizieren". Das Ergebnis kann nur schlechter werden. Lediglich mit vorsichtigem Reinigen und wirklich nur minimales Ölen an genau den richtigen Stellen tust Du dem Tacho einen Gefallen.

    Fokusiere Deine Fehlersuche lieber auf alles was außerhalb vom Tacho ist.


    So long

    der Doc

    Der GFK-Spachtel war naturgemäß sehr grob, hat aber neben Stabilität auch fehlende Bereiche gut gefüllt.

    Nachdem der GFK-Spachtel in Form geschliffen war, folgten noch ein bis zwei Durchgänge mit Feinspachtel.

    Für eine glatte Oberfläche ging es weiter mit einer Schicht Spritzfüller, der ebenfalls wieder geschliffen wurde.

    Abschließend habe ich die Mittelkonsole mit 2K-Acryllack in Seidenmatt lackiert.

    Damit ist die Konsole nun wieder einsatzbereit. Zum Vergleich lohnt sich noch ein kurzer Blick auf den Ausgangszustand der Konsole weiter oben :biggrin::biggrin:

    so long

    der Doc

    Das Faltdach habe ich erst einmal gut verpackt eingelagert. Als nächstes habe ich mich der Mittelkonsole gewidmet. Um so mehr ich sie freigelegt habe, desto schlimmer sah sie aus. Sie hatte zahlreiche Risse, war am Schalthebelausschnitt gebrochen, es fehlten sogar einige Ecken und es hat sich gezeigt, dass die Konsole seinerzeit sehr schlecht laminiert wurde. Es gab diverse Stellen, da hat nur das Gelcoat die Form ausgefüllt. Die anschließend einlaminierten Glasfasermatten haben jedoch nicht bis zum Gelkot gereicht. Es befand sich nur Luft zwischen Gelcoat und GFK. Dies Bereiche waren natürlich mittlerweile aufgebrochen und sehr unschön.

    Zusätzlich war die Mittelkonsole mit einer Farbschicht oder anderweitigen Beschichtung überzogen, die inzwischen auch abblätterte. Für die Überarbeitung musst das alles erst einmal runter. Mit dem Schaber und Messer habe ich alles freigekratzt. Mit dem Dremel habe ich alle schadhaften Stellen aufgefräst und freigelegt. Auch die ganzen Risse habe ich erweitert, um sie später wieder aufzufüllen.

    Erst musst die Konsole jedoch ihre Stabilität wiederbekommen. Mit einer Holzlatte habe ich die gebrochene Stelle „geschient“. Von der Rückseite habe ich dann mit kleinen GFK Stücken und Epoxi Harz die Bruchstelle repariert. Auch andere gerissenen Stellen habe ich so wieder stabilisiert bzw. fehlende Bereiche wieder aufgebaut.

    Danach habe ich überall wo Material gefehlt hat die Stellen mit GFK-Spachtel aufgefüllt. Damit war die Mittelkonsole zumindest schon mal wieder formstabil als Grundlage für die weitere Aufarbeitung.

    so long

    der Doc

    Der Ausbau des Faltdaches ist ein ständiges Spiel von Try and Error. Wirklich brauchbare Anleitungen gibt es nicht. Die Herausforderung ist irgendwie zu verstehen wie Aufbau und Funktion miteinander zusammenhängen, ohne das Faltdach dabei zu beschädigen. Mein Weg war letztendlich durch das Entfernen der seitlichen Schienen auch das Dach aushängen zu können, um anschließend an die Verschraubungen am hinteren Ende zu gelangen.

    Der wesentliche Unterschied zu neueren Faltdächern ist, dass das alte Webasto Faltdach einen Holzrahmen hat, der mit der Karosserie vernagelt ist und auch zahlreiche Verkleidungsteile miteinander vernagelt und nicht verschraubt sind.

    Im ausgebauten Zustand haben sich an den Bauteilen einige handschriftliche Zahlen gezeigt, die aber keinen erkennbaren Zusammenhang haben. Auf der Innenseite des Faltdaches war mit Bleistift noch einmal RADFORD plus eine vierstellige Zahl notiert.

    Für mich überraschend war, dass auf dem erst von Radford eingebauten Faltdach trotzdem weinroter Farbnebel von der von Radford lackierten Farbe war. Folglich wurde das Faltdach erst eingebaut und dann das Fahrzeug lackiert. Für mich eine Vorgehensweise, die mir Kopfschütteln bereitet. Mit etwas Mühe und vorsichtigem Umgang mit Verdünnung, war der Farbnebel wieder weitestgehend zu entfernen.

    Und damit das Auge auch ein bisschen Freude hat, habe ich noch schnell die Aluschienen aufpoliert.

    so long

    der Doc

    Mehr und mehr musste ich von meiner bisherigen Vorgehensweise, der Reverse-Restauration, umschwenken auf die klassische Vorgehensweise bei der primär das Fahrzeug zerlegt und zu gegebener Zeit die Teile aufgearbeitet werden. Dennoch bin ich froh bereits zahlreiche Teile im überholten und komplettierten Zustand eingelagert zu haben.

    Beim Faltdach bleibt es nicht aus, dass viele Einzelteile gemeinsam zerlegt aber nur separat aufgearbeitet werden können. Das inzwischen gut 50 Jahre alte WEIßE Faltdach hat weder innen noch außen nennenswerte Beschädigungen. Und da es sich im gespannten Zustand am besten reinigen lässt, habe ich mithilfe des zuvor schon erfolgreich genutzten „Lederreiniger Stark“ den äußeren Bezug stepweise gesäubert.


    Außer ein paar kleine Teerflecken, die ich separat angehen musste, hat sich der Bezug als sehr gut gezeigt. Ein Tausch ist hier absolut nicht notwendig.

    Innen ist das Faltdach, als auch die Verkleidungen drumherum, bis auf ein paar kleine Macken unbeschädigt. Die Reinigung über Kopf durchzuführen, ist nicht sonderlich verlockend. Somit erfolgt hier nur der Ausbau und die Reinigung später.

    Der Windabweiser ließ sich schon recht gut säubern. Die Chrombeschläge habe ich direkt mit Nver Dull wieder zum Glänzen gebracht.


    so long

    der Doc

    Der Lüftermotor war auch schon bei Mark 1 Teilweise im Motorraum. Das ist eigentlich noch eine Mark 1 Heizung.

    Das wäre eine Mark 2, da passen keine Ohren

    Auf dem Bild ist die korrekte Heizung für einen späteren MK2 zu sehen. Frühe hatten dieselbe Heizung wie MK1 inklusive der Ohren (Shrouds). Es gab also beide Heizunge im MK2.

    so long

    der Doc

    Moin Michael,

    was verstehst Du unter "Original" und ohne Stoßdämpfer?

    Wie auch immer, ich kann Dir ein Paar hintere Adjustaride HI LOs von MiniSport im neuwertigen Zustand für 60€ anbieten.

    Neuwertig heißt: waren zwar schon einmal in einem HiRa eingebaut, der aber nie am Fahrzeug zum Einsatz kam.

    so long

    der Doc

    Parallel zu den Herausforderungen der Innenausstattung, stehen natürlich auch „normale“ Restaurationstätigkeiten an. Da bekanntermaßen bei dem Radford beide Türen fehlten, hatte ich auch keine Scharniere. Einen gebrauchten Satz konne ich auftreiben, dieser war aber erst einmal zu überholen.

    Begonnen habe ich mit dem Entlacken und Entrosten. Die Scharnierbolzen waren natürlich ausgeschlagen. Hier darf man sich nicht täuschen lassen. Auch Scharniere die in der Hand spielfrei erscheinen, sich aber eher leichtgängig anfühlen, haben im eingebauten Zustand meist doch Spiel. Sie sollten also eher schwergängig sein, ohne dass dies durch Rost hervorgerufen wird. Wenn die Scharniere erst einmal lackiert und montiert sind, ist es besonders ärgerlich, wenn man erst dann Spiel im Scharnier feststellt.

    Also habe ich die Scharnierbolzen herausgeschlagen und mit einem passenden Bolzen die Buchse ausgedrückt. Mit einem etwas kleineren Bolzen, der genau in die Buchse passt, lässt sich die neue Buchse einziehen. Nun kann man den neuen Scharnierbolzen wieder in das zusammengesetzte Scharnier treiben. Hierbei ist wichtig, dass man sich sicher ist, welche Seite vom Scharnier später oben ist, um nicht das verzahnte bzw. gerändelte und angefaste Ende vom Bolzen später im Sichtbereich zu haben.

    Bei alten Scharnieren kommt es allerdings vor, dass die Löcher im kurzen Scharnierteil aufgeweitet sind. Dann dreht sich der Scharnierbolzen im Scharnierstück anstatt in seiner Buchse. So war es auch bei meinen Scharnieren. Mit einem kleinen Schweißpunkt, der vom Scharnierteil zum Bolzen geht, lässt sich das ungewollte Spiel vermeiden. Das sollte eigentlich die Rändelung übernehmen, aber wenn das Loch bereits zu groß ist muss man zu härteren Maßnahmen greifen. Der Schweißpunkt lässt sich hinterher auch gut glattfeilen, sodass man nach dem Lackieren nichts mehr sieht.

    Damit das Leder wieder seine Widerstandsfähigkeit für den Alltag bekommt, muss es vor allem wieder geschmeidig werden. Mangelnd Pflege über mehrere Jahrzehnte habe es sehr spröde und hart werden lassen. Das führt natürlich zu Rissen im Leder, aufgeplatzten Nähten und es ist sehr anfällig bei mechanischer Belastung. Mit Leder-Softener kann das Leder wieder sehr geschmeidig gemacht werden. Dazu muss der Softener vor dem Farbauftrag in das Leder eingebracht werden. Mit einer Rolle oder wie in meinem Fall mit einem Inline-Skate, kann man das Leder vorsichtig durchwalken, damit sich die Fasern wieder lösen und der Softener tief in die Struktur eindringen kann. Dies geschieht in mehreren Durchgängen.

    Nachdem der Softener einige Tage einwirken konnte, habe ich wieder die Leder-Tönung aufgebracht. An der Rückenlehne kann man die Reparaturstelle nur noch sehen, wenn man weiß wo sie ist, wirklich nah dran geht bzw. mit der Hand erfühlen.

    Der klassische Vorher-Nachher Vergleich darf natürlich nicht fehlen. Denn das macht die eigentliche Freude aus und lässt den ganzen Aufwand vergessen.

    Abschließend noch der fertige Sitz bei schönem Sonnenlicht. Da kann ich mir den eigentlich überflüssigen Hinweis nicht verkneifen, dass Sitz und Leder inzwischen gut 50 Jahre alt sind.

    so long

    der Doc

    Wie zuvor schon einmal gezeigt, hat das hintere Seitenfach der Ecke der Rückenlehne mächtig zugesetzt. Ein Problem das bekanntermaßen in vielen Minis besteht, aber bei Radford-Sitzen mit Colonel Leder noch einmal deutlich mehr weh tut. Insbesondere, wenn irgendwann mal ein mäßig talentierter Handwerker das Leder um die Beschädigung herum auch noch an der Holzstruktur festgetackert hat.

    Die Rückenlehen besteht aus zwei Teilen, dem eigentliche Polster und einer Backshell. Mit einer gewissen Vorsicht war schnell zu ermitteln, wie beide Teile voneinander getrennt werden können. Dazu musste ich erst diverse Polsternägel entfernen, um dann die eingeklippte Backshell abnehmen zu können. Somit hatte ich Zugang zur Rückseite der Beschädigung. Links an der Backshell sieht man das Loch.

    Das ausgefranzte Leder habe ich soweit weggeschnitten, bis nur noch dickes stabiles Leder an der Kante gestanden hat. Dafür habe ich ein passendes Füllstück zugeschnitten, was ich zuvor von der Rückbank entnommen hatte. Erst habe ich eine Gewebeverstärkung von hinten verklebt, um anschließend das Füllstück möglichst bündig einzukleben.

    Die verbliebenen Kanten habe ich dann mit Flüssigleder aufgefüllt und geglättet.

    so long

    der Doc

    Bei einem Ledersitz bzw. einer ganzen Ausstattung ist es nicht anders als mit der Blech-Karosserie. Man muss sich um die großen Beschädigungen genauso kümmern wie um die kleinen Roststellen. Bei Ledersitzen sind das die Nähte, alles was den Unterbau betrifft aber auch die kleinen Kratzer und Beschädigungen in der Lederhaut. Diese benötigen genau soviel Aufmerksamkeit wie die kleinen Roststellen am Blech. Am Ende steht und fällt das Gesamtergebnis damit, wie sorgsam man sich um jede Stelle gekümmert hat.

    In der Sitzfläche sind einige tiefe Kratzer, die bis in die Unterschicht gehen. Kleine Fetzen stehen hoch, aber die Stellen sind alle noch geschlossen. Nach gründlichem Entfetten habe ich die Kratzer alle wieder mit dem vorgefärbten Flüssigleder aufgefüllt. Mit einem Minispachtel lässt sich das Material noch recht gut modellieren und mit der Umgebung angleichen. Es sind aber immer mehrere Durchgänge notwendig, da das Flüssigleder beim Trocknen einfällt.

    Am Ende sind die Stellen zwar nicht unsichtbar, aber die Risse sind aufgefüllt und das Material hat seine Stabilität zurückbekommen. Vielleicht ist es mit mehr Erfahrung und Ausdauer möglich die Stellen völlig unsichtbar zu machen, in Anbetracht der Anzahl von kleinen Schäden muss man aber Abwägen wieviel Aufwand man treibt.

    so long

    der Doc

    Weiter geht es an der Sitzfläche. Das Leder habe ich wieder gründlich gereinigt. Nun offenbart es alle seine Beschädigungen. Wie auf den ersten Bildern zu sehen war, ist hier auch eine Naht am Rand vom mit Keader umrahmten Mittelteil aufgegangen.

    Um diese wieder nachzunähen, muss der ganze Bezug vom Schaumkern gelöst werden. Dieser ist allerdings flächig verklebt. Anderenfalls wäre es ja zu einfach. Als ich den Bereich freigelegt hatte, habe ich die Naht dann von der Rückseite her von Hand vernähen können.

    Leider war das Leder bereits recht spröde, sodass es beim Ziehen und Korrigieren während des Nähens eingerissen ist :scream: . Das war ziemlich ärgerlich und hat mir diverse wenig jugendfreie Wörter entlockt :facemask: . Die Risse habe ich von hinten mit einem dünnen Textilmaterial und Lederkleber (alles im Set vom Lederzentrum enthalten) stabilisiert. Nachdem das ausgehärtet war, habe ich die Risse von der Vorderseite her in mehreren Durchgängen mit Flüssigleder gefüllt. Danach konnte ich die Naht vollenden und den Bezug wieder über den Schaumkern ziehen.

    so long

    der Doc

    Sehr beeindruckend! Wirklich schön zu sehen was jemand, der es kann, mit Fleiß, Arbeit und akribie schaffen kann!

    Hut ab!

    Danke sehr. Ich bleibe mal wieder an den Worten "der es kann" hängen.

    Ich vertrete immernoch die Meinung, dass das mit Können nicht viel zu tun hat. Fleiß, Arbeit und Akribie unterschreiche ich voll. Aber was das Können angeht ist das doch nur Saubermachen und schadhafte Stellen wieder mit etwas zuschmieren. Also nichts anderes, als wenn man zuhause seine Wand streicht und vorher hübsch macht. Es sind eben nur die richtigen Produkte notwendig. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, aber ich glaube fest daran, dass das sehr viele andere auch können, wenn sie es nur versuchen würden :cool:


    Nun geht es mit den Vordersitzen echt ans Eingemachte. Rücksitzbank und Mittelkonsole waren da lediglich das Warmup.

    Aber der Reihe nach. Erst durch das Zerlegen der Vordersitze habe ich gelernt, dass die Rückenlehnen nicht nur in der Position verstellbar sind, sondern dass die gesamte Rückenlehne auch noch nach vorne klappbar ist. Dazu ist der Scharniermechanismus mit einem weiter vorne liegenden Drehpunkt verbunden, der über einen kleinen Hebel unter der Sitzfläche arretiert ist. Das macht den Zugang zu den Rücksitzen deutlich einfacher.

    Die Chromscharniere ließen sich mit Nver Dull wieder wunderbar zu altem Glanz verhelfen. Mit der Lupe würde man natürlich noch minimale Rostpickelchen sehen, aber der Aufwand des neu Verchromens steht in keinem Verhältnis zu Kosten und Ergebnis.

    Die Schaumkerne des Sitzpolsters sind noch voll intakt. Lediglich die Polsterbänder, die für den Federkomfort sorgen, sind völlig ausgehärtet. Um die zu erreichen, muss der Lederbezug und der Schaumkern von der hölzernen Grundplatte gelöst werden. Was die Sache nicht einfacher macht ist, dass Leder Schaumkern und Holz fest miteinander verklebt sind. Nachdem aber nach und nach alles voneinander getrennt war habe ich die alten genagelten Polsterbänder entfernen können und neue Polsterbänder auf die Holzplatte getackert.

    so long

    der Doc

    Nachdem alle Beschädigungen im Leder und am Keader mit Flüssigleder verschlossen bzw. aufgefüllt waren, habe ich die Sitzfläche und Rückenlehne wieder mit Leder Fresh in mehreren Durchgängen nachgetönt. Nun hat die Rücksitzbank wieder eine einheitliche Farbe. Abnutzungen und Verfärbungen sind nicht mehr sichtbar.

    Schaut man ganz genau in die tiefsten Stellen der Nähte auf der Sitzfläche, sieht man noch ganz leicht dunkle Schatten an denen der große Fleck unbekannter Herkunft war. Auch an den Keader-Rändern ist zu erkennen, dass die Tönung nicht bis tief in die untersten Kanten kommt. Es ist eben nur eine Tönung die mit dem Schwamm aufgetupft wird und keine gesprühte Lackierung. Aber auch das betrachte ich als Teil der Patina.

    Die reparierten Schäden am Keader sind zwar nicht perfekt, aber ich bin zufrieden. Mehr Übung wird sich sicherlich dabei noch positiv auswirken. Dennoch konnte ich nach ein paar Tagen Pause nicht mehr alle Reparaturstellen wiederfinden.

    Wer noch einmal den Vorher/Nachher Vergleich sehen möchte, braucht nur etwas hochscrollen.

    So long

    der Doc