Wiederbelebung Mini Radford De Ville

  • Wie sicherlich schon an der ein oder anderen Stelle erwähnt, bin ich ein Freund davon lieber alte Sachen wieder aufzuarbeiten anstatt neu zu kaufen. So ist es auch mit der Lenksäulenverkleidung. Diese hat in den letzten 50 Jahren doch etwas gelitten, zumindest was die Oberfläche angeht. Glücklicherweise war nichts gebrochen oder anderweitig beschädigt. Natürlich gibt es die MK2 Verkleidung auch neu zu kaufen, aber die Passform und die Details der alten Originalen ist doch anders bzw. besser.

    Man mag sich die Frage stellen, warum in diesem MK1 eine MK2 Lenksäule verbaut ist? Auch das war eine Radford Option, denn mit dem MK2 Lenkstockschalter konnte der Fußschalter für das Fernlicht entfallen und man hat dadurch auch eine realistische Lichthupe bekommen.

    Zum Aufarbeiten der Verkleidung bin ich den traditionellen Weg gegangen. Erst gründlich gereinigt, dann in verschiedenen Steps nass geschliffen, von 400er bis 2000er Papier, um sie abschließend mit Lackreiniger wieder zum Glänzen zu bringen. Hier erst einmal der Vergleich. Die obere Hälfte noch unbehandelt, die untere Hälfte schon fertig aufgearbeitet.



    so long

    der Doc

  • Der Lackreiniger war von Johnson....., gibts nicht mehr, war noch ein DM Preis drauf :redface: Hab jetzt mal ne neue Flasche gekauft von SONAX, geht genauso gut.

    Ich benutze lieber Lackreiniger, weil der einerseits etwas Lösungsmittelhaltig ist und andererseits aber auch feine Schleifpartikel hat. Die meisten Polituren haben immer noch eine Wachs- oder Sonstswas-Versiegelung mit dabei, die ich aber nicht möchte.

    so long

    der Doc

  • Schleifst Du sowas geduldig per Hand oder benutzt Du eine Maschine?


    Inno-Uwe

    LOUD PIPES SAVE LIVES !!!

    ---> fehlende Leistung wird durch den WAHNSINN des Fahrers ergänzt !!!

  • Sowas schleife ich alles schön mit der Hand. Das Gefühl spielt hier eine große Rolle. Bei derart abgerundeten Objekten ist mit der Maschine schnell zu viel weggeschliffen.

    Außerdem ist das eine sehr meditative Beschäftigung mit der man super den Alltagsstress ablegen kann :cool:

    so long

    der Doc

  • Als der Radford zu mir gefunden hat, fehlten nicht nur die anbaubaren Blechteile, sondern auch alles was an der Front anzuschrauben war. Folglich auch der MK1 Benelite-Grill. Ursprünglich mal aus einem Alu-Stranggepressten Profilstück zugeschnittener Kühlergrill, der vergleichsweise günstig zu erwerben war, ist er seit einigen Jahren nur noch schwer zu finden. Also darf man nicht so wählerisch sein, wenn einem Mal ein Benelite Grill über den Weg läuft. So hatte ich mal einen Grill erworben, der komplett weiß lackiert war. Diesen zu entlacken sollte eigenglich nicht das Problem sein. Jedoch habe ich mir daran echt die Zähne ausgebissen. Nun wissen wir, dass die frei erhältlichen Abbeizer auch nicht mehr das sind was sie mal waren. An der verwendeten Farbe hat aber auch industrieller Abbeizer versagt. Keine Ahnung was das für eine Farbe war bzw. ist.

    Natürlich könnte man den Grill stahlen lassen, aber damit würde ich die vielleicht noch intakte Aluoberfläche auf jeden Fall zerstören. Da ich aber in der Zwischenzeit die Möglichkeit hatte noch zwei andere Benelite Grills zu erwerben, habe ich mich lieber denen gewidmet.

    Ähnlich wie damals bei meinem Broadspeed-Projekt, waren die Lamellen zu richten, Korrosion zu entfernen, Lamelle für Lamelle von Steinschlägen zu befreien und anschließend zu polieren. Und wenn man schon mal in dem Flow ist, kann man auch gleich beide Grills aufarbeiten. Nach dem finalen Farbauftrag und Zusammenbau, sehen sie wieder richtig lecker aus. Dem ersten Grill werde ich mich zu gegebener Zeit dann wieder widmen.

    so long

    der Doc

  • Die beiden sehen sehr schick aus. Denke, Du nimmst den Schnauzbartgrill?


    Manche Lacke bilden eine recht widerstandsfähige Oberfläche. Hier kann es helfen vorher einmal gründlich anzuschleifen, so dass diese aufgebrochen wird. Dann kann die Beize besser arbeiten.


    Muss nicht, aber kann. Selebr so schon gehabt.

    Innocenti Mini Cooper 1300 Export 02/74: Geht vorran. Wartet auf Lack (Prugna/Bianco Avorio). Motor und Achsen müssen noch...
    Rover ERA Mini Turbo: Zerlegt... Turbo und Vergaser raus. Auspuff wird gewechselt.
    Rover Mini MPI: Läuft.

  • Zitat

    An der verwendeten Farbe hat aber auch industrieller Abbeizer versagt

    Die Rote Krähe wirst du wohl schon getestet haben?

    Die früher erhältliche in den roten Blechbehältern war aber echt besser... :roll-eyes:


    Schonmal mit 'nem Heißluftfön versucht?

    POWER!!!!!!!!!!!!
    Jeremy Clarkson

  • Weiter geht es mit ein paar Kleinteilen bzw. Technikteilen. Ich kann mich immer nur wieder wundern, wie „schlampig“ oder zumindest sorglos damals so ein Radford Mini zusammengeschustert wurde. Offensichtlich wurde beim Auftrag der eigentlich edlen Radford-Lackierung wenig bis gar nicht abgeklebt. Auf jeden Fall lässt sich das für den Motorraum sagen. Hier sieht man schön wir der Scheibenwischermotor in dem Weinrot Metallic mitlackiert wurde, als auch die Reduzierstücke am Schlauch der Frischluftheizung.

    Zum Glück hat an den Stellen die Abbeize funktioniert. Die Plastikteile sehen wieder richtig gut aus. Bei dem Alu-Cover vom Scheibenwischermotor wollte ich unbedingt Schleifspuren vermeiden. Somit musste die Farbe chemisch runter. Und das hat zum Glück auch geklappt. Den Motor selber werde ich zu gegebener Zeit dann noch mit einer neuen originalen Hammerschlag-Lackierung versehen.


    so long

    der Doc

  • Sind die Reduzierstücke von der Farbegebung so oder sind die vergilbt? Bei vergilbtem Kunststoff bewirkt Wasserstoffperoxid wahre Wunder, die Teile werden wieder schön hell. 😊

  • Weiteres Drumherum-Tänzeln bringt nichts, irgendwann muss das Armaturenbrett eh raus. Also habe ich vorher noch einmal das zukünftige Becker Radio in den Ausschnitt gesteckt, um zu kucken wie es passt, aussieht und wirkt.

    Als nächstes ging es darum rauszufinden, wie das Armaturenbrett überhaupt befestigt ist bzw. gelöst werden kann. Also vorsichtiges Herantasten, ohne dabei unnötige Schäden zu verursachen. Was die Herausforderung natürlich noch erhöht ist, es gibt keinerlei Pläne oder Dokumentation. Jedes Armaturenbrett ist anders, da es einerseits nach Kundenwunsch angefertigt wurde und auch immer davon abhing, welcher Radford Mitarbeiter es gerade zusammengebaut hat.

    Die Verkabelung ist folglich nochmals spannender. Schalter und Lämpchen sind typischerweise nicht beschriftet. Und da ich noch nicht einmal die Funktion aller Schalter begriffen habe, macht das die Zuordnung der Kabel nicht einfacher. Außerdem gibt es Anzeichen von späteren Modifikationen. Also erst einmal alles so vorsichtig wie möglich zerlegen, beschriften und dann auch wieder zusammenstecken, sofern möglich. Den Instrumententräger lasse ich daher noch so lange wie möglich angeschlossen und hängen.

    so long

    der Doc

  • Nach dem Ausbau vom Armaturenbrett ging es erst einmal in die Analyse. Wie ist das Brett aufgebaut, wie sind die einzelnen Elemente befestigt und wie ist der Gesamtzustand? Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd.

    Ich begreife einfach nicht warum eine komplette Innenausstattung wie Sitze, Türverkleidungen, Mittelarmlehne und Teppichkanten alle mit edelstem Leder bezogen sind, das Armaturenbrett als Blickfang aber nur einen Kunstlederbezug hat. Abgesehen von der Haptik des Materials ist es, im Gegensatz zu Leder, viel aufwändiger das Kunstleder faltenfrei um die verwinkelten Konturen zu bekommen.

    Auch aus handwerklicher Sicht war das Armaturenbrett keine Glanzleistung. Obwohl das Armaturenbrett nicht groß durch Kundenwünsche variieren konnte und zumindest als Kleinserie produziert wurde, macht es eher den Eindruck als das Ergebnis einer Bastelstunde. Schlecht geschnittene oder falsche Aussparungen, unsauber positionierte Schrauben, zu zudem noch viel zu lang oder im Nichts endend. Das ist auch nicht auf das Alter zurück zu führen. Also Rolls Royce Qualität sieht für mich anders aus.

    Aus dem Grund habe ich mich für den Umbau von Rechts- auf Links-Lenker dazu entschlossen nicht das originale Armaturenbrett umzubauen, sondern ein komplett neues Armaturenbrett zu bauen. Die Reparaturen und notwendigen Modifikationen wären viel zu aufwendig und am Ende wäre es auch wieder nur ein Flickwerk.

    so long

    der Doc

  • British engineering:starry_eyed:


    Das machst du viiiiiel besser:thumbs_up:

  • Für eine komplette Neuanfertigung muss das Armaturenbrett erst einmal bis auf den Grundträger gestrippt werden. Erst habe ich vorsichtig das Vinyl gelöst und abgezogen und anschließend die Schaumstoffschicht. Im nächsten Schritt musste ich sorgsam alle Klebereste entfernen.

    Ziel ist es basierend auf dem originalen Grundträger eine Nagativ-Form zu erstellen, um davon wiederum ein neues Positiv abzunehmen. Dafür habe ich alle Aussparungen und Öffnungen provisorisch mit passenden Einsetzen aus Pappe verschlossen. Kleine Löcher ließen sich einfach mit dünnem Klebeband verschließen. Um eine universale Negativ-Form für den Radford Armaturenbrettträger zu erstellen, habe ich abschließend eine durchgehende Schicht Aluminium-Klebefolie über alle Ausschnitte und Füllstücke geklebt. Leider ist die Fläche durch die Klebefolie nicht so glatt geworden, wie ich das gehofft hatte. Die Nacharbeiten muss ich dann halt später in der Negativ-Form durchführen.

    so long

    der Doc

  • Nun geht es ans Laminieren. Vor vielen Monden habe ich mal beigebracht bekommen, wie man Epoxy und GFK laminiert. Bei meinen vorherigen Projekten hat das gelangt und einigermaßen hingehauen. Diesmal geht es aber um ein deutlich größeres Stück mit diversen Ecken und Kanten. Da war schnell klar, dass das Thema noch viele Herausforderungen parat hat. Im Vorfeld hatte ich schon gelernt, dass Gewebematten für so eine verwinkelte Form nicht geeignet sind, sondern sich unstrukturierte Glasfasermatten besser an die Konturen anpassen. Diese wollen wiederum mit Polyesterharz verarbeitet werden. Also ran ans Werk. :facemask:

    Den Armaturenbrettträger an den Kanten rundherum mit stabilem Aluklebeband etwas erweitert und alles mit Trennlack eingepinselt.

    Nach Herstellervorgabe Polyesterharz und Härter angemischt. Vorsichtshalber mit dem Härter schon an die untere Grenze gegangen, um mir beim Verarbeiten etwas mehr Zeit zu verschaffen. Da das Polysterharz das Mattengefüge anlöst, wodurch sich die als Matte gepressten Glasfasern lösen, wurde das Ganze schnell zu einer riesigen Sauerei. :mad: Das Zug hat an allen Werkzeugen und Pinseln gehaftet, nur nicht am Armaturenbrettträger. Naja, auf dem war ja auch Trennlack. Die erste Lage aufzutragen war echt eine Qual. Aber es gab kein Zurück mehr. Blöd nur, dass durch mein stümperhaftes Auftragen Luft unter die GFK-Matten gekommen ist und ich die Luftblasen kaum mehr wegbekommen habe. Zu allem Überfluss hat auch die herstellerseitige Zeitangabe für die Verarbeitung überhaupt nicht gestimmt. Ca. 15 min nach Anrühren vom Polyesterharz und Härter hat das Zeug angefangen klumpig zu werden. Laut Hersteller sollte die Verarbeitungszeit bei 40 bis 50 min liegen. :scream: Also die ganze Grütze entsorgt und den nächsten Topf mit halbierter Härtermenge angerührt. Das ging dann einigermaßen. Letztendlich habe ich drei Lagen GFK-Matten auftragen können, habe dabei aber etwa 3-mal so viel Harz benötigt wie laut Hersteller nötig gewesen wäre. Luftblasen und Klumpen habe ich aber dennoch nicht wegbekommen. Schön geht auf jeden Fall anders. :soupson:

    Nach dem Ausschalen ein paar Tage später war die Innenfläche der Form einigermaßen brauchbar. Nun ging es daran die Oberfläche hübsch zu machen, die Flächen zu glätten und die Luftblasen auszuspachteln. Die ganze Mühe soll schließlich nicht ganz vergebens gewesen sein.

    Aber es ist ja nur die Negativform. Damit geht es auch nur um die "Innere Schönheit". Ich hoffe das meine Lernkurve steil genug ist für ein brauchbares Positiv-Stück. :eek:

    so long

    der Doc

  • Laminieren war mal ein Teil meines Lehrberufs (zugegebenermaßen der für mich am wenigsten attraktive).

    Wir haben immer die erste(n) Lage(n) mit einem gesonderten Oberflächenharz gemacht. Das ohne Blasen aufzutragen ist tatsächlich die Kunst: dünn aufpinseln, Bläschen ggf. mit dem Pinse nochmals rausstreichen (nicht tupfen). Pinsel max. 15mm breit. Diese erste Lage gut anziehen, aber keinesfalls durchhärten lassen. Ggf. Eine 2. dünne Lage genauso auftragen. Dann erst das Harz mit den Matten/Faserschnitzeln drüber legen.

    Die einzelnen Harze müssen natürlich zueinander passen. Und für die obere Lage gibt es viele Farben, wenn Du gut bist dann sparst Du Dir das Lackieren.

    Edit: ganz verdrängt dass da eh' Leder/ Vinyl drüber kommt. Damit wären Farbe und minimale Oberflächenfehler egal.

    Einmal editiert, zuletzt von schelle63 (27. April 2025 um 12:27)

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