Bremsvergleich.

  • Moin Jungs und Medels,

    Ich hab mal eine ziehmlich doofe Frage und zwar:

    Warum schwören eigentlich so viele auf Scheibenbremse, bzw warum ist diese irgendwann notwendig geworden?

    Hab ja mittlerweile ne tolle Vergleichsmöglichkeit:
    2 Fahrzeuge auf 10", in gleicher Motorisierung und einmal eine 4-Kolben Bremse mit BKV und einmal Trommeln ohne BKV.
    Heute morgen durfte ich auch mal bei den Trommelbremsen eine Vollbremsung testen, da mir jemand die Vorfahrt nahm und ich den Estate rutschend über den Straßengrabenrand am Vordermann vorbeischob.

    Und rein physikalisch ist es doch Wurst was für eine Bremse ich habe. Beide Bremsen blockieren das Rad, wenn ich voll drauflatsche und damit ist die maximal mögliche Wirkung der Bremse erreicht - Rad blockiert.
    Alles weitere liegt ja nicht mehr in der Bremse. Das Rad blockiert und ich schlitter irgendwo lang und versuche den bestmöglichen Kurs zu halten. Oder liege ich da falsch?

    Wozu dann die Scheibenbremse? Kann diese einfach nur mehr Hitze aufnehmen, wenn ich sehr viel und teils scharf bremse, als die Trommelbremse und behält damit über einen größeren Zeitraum ihre Wirkung?

    Dieser kleine Aufflug heut Morgen zeigte mir eigentlich nur, dass ich mit beiden Anlagen so vom Gefühl her gleich sicher (oder eben unsicher) unterwegs bin.
    Jedoch auf dem Prüfstand holt sich der Prüfer aller 2 Jahre bei meiner 4-Kolbenbremse ein Klappauge, da sie halt wesentlich fester zugreift.
    Aber das ist ja doch eigentlich so im Straßenverkehr gar nicht nötig. :rolleyes: Es sei denn, man fährt mit Anhänger oder ähnlich schwer, dann macht es sicherlich Sinn.

    Vllt kann mir ja dazu wer paar interessante Gedanken mitgeben, wie warum und wesshalb.
    Aber keine Sorge, werd die 4-Kolben wahrscheinlich nicht wieder umbauen auf Trommeln. Geht nach der Eintragung auch nicht mehr, wie ich denke, da dann wieder eine technische "Verschlechterung" eingebaut würde.

    Grüße Ecke

  • Zitat

    Nachteile

    Trommelbremsen sind gegenüber Scheibenbremsen empfindlicher gegenüber Reibwertschwankungen. Dies führte bei den bis in die 1970er Jahre üblichen PKW mit Trommelbremsen an der Vorderachse oft zu einem Schiefziehen oder sogar Ausbrechen des Fahrzeugs beim Bremsen.

    Bei gleicher Bremsleistung ist - bei LKW - eine Trommelbremse schwerer als eine entsprechende Scheibenbremse.

    Die Wärmeabfuhr bei hoch belasteten Bremsen ist vergleichsweise schlecht.

    Bei hoher thermischer Belastung treten Kennwertschwankungen (Fading) auf.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Trommelbremse#Nachteile

  • Also sind die nennenswertesten Gründe beim Mini die Temperaturabführung und das Schiefziehen ..
    Hm, wenn ich ne Vollbremsung mache hatt ich bisher in all meinen Minis mühe die Spur zu halten, insofern gebraucht.

  • Bei der Wahl der Bremsen spielen mehr Faktoren eine Rolle, als die pure Wirkung.

    Als erstes möchte ich einen Satz von dir kommentieren.

    Zitat: "Und rein physikalisch ist es doch Wurst was für eine Bremse ich habe. Beide Bremsen blockieren das Rad, wenn ich voll drauflatsche und damit ist die maximal mögliche Wirkung der Bremse erreicht - Rad blockiert. "

    FALSCH euer Ehren ......

    Um es deutlich zu machen .... wenn du auf einer Eisfläche bergan fahren willst, bewegt sich das Auto vorwärts solange die Reifen greifen ... man spricht von "Haftreibung" ...... drehen die Räder durch, geht die Fuhre rückwärts und es handelt sich um "Gleitreibung" ....... was gefällt dir besser ??

    Wenn du mit blockierten Rädern über den Asphalt hobelst, hast du ebenfalls Gleitreibung .... optimales Bremsen bewegt sich an der Reifenhaftungsgrenze und das will trainiert sein .... für Otto-Normalfahrer gibt es dafür ABS.

    Höchstmögliche Bremsleistung ohne rumgerutsche und erhalt der Lenkbarkeit.

    Mit blockierten Rädern lenkst du nichts, da folgt die Kiste der Massenträgheit und die erreichte Verzögerung bleibt um einiges hinter dem möglichen .....

    Mit einer (grenzwertigen) Haftreibung steht das Auto schneller, als wenn die Räder blockiert sind.

    Wenn du also die Hochleistungs-4-Kolbenbremse so nutzen willst, das sie ihr Geld auch "verdient", solltest du das Bremsen im Grenzbereich ÜBEN !!!

    Wenn du nur Plump drauflatschst, hättest du das Geld besser in eine Vollkaskoversicherung gesteckt.

    Die "Kunst" des Bremsens liegt in einer Gefahrensituation unter Umständen darin, die Bremse LOSZULASSEN, damit die Räder eben NICHT blockiert sind.


    Zurück zum Bremssystem:

    Die Bremstrommel ist ja schon ein Quantensprung gegenüber den "Reibungsbremsen" aus dem Postkutschen-Zeitalter, hat sich aber als Wartungsintensiv (Nachstellerei / Verschmutzung) erwiesen und im Grenzbereich hapert es an der Standfestigkeit (Temperaturverhalten)

    Scheibenbremsen benehmen sich da ein bisschen anders ..... zum einen sind sie leichter zu kühlen und weniger Wartungsintensiv, zum anderen sind sie (bei Verwendung des richtigen Materials) selbst bei glühenden Scheiben noch
    funktionstüchtig ........

    ..... die Dosierbarkeit ist bei der Scheibenbremsen oft feinfühliger ......

    Ich kenne es noch aus meiner "Mini-Jugend", wo die Trommelbrems-Mini´s je nach Wetterlage und Luftfeuchtigkeit beim bremsen mal nach links und mal nach rechts zogen ..... und beim nächsten versuch einfach in der Spur blieben.

    Ein derart "zickiges" Verhalten habe ich mit Scheibenbremsen nie erlebt ....

    ... bei den "ungefederten Massen" (das ist alles was sich beim Federn bewegt) ist es nicht unbedingt ein Unterschied ..... je leichter das ungefederte Zeug, um so agiler ist das Fahrwerk ....

    Max


  • Und rein physikalisch ist es doch Wurst was für eine Bremse ich habe. Beide Bremsen blockieren das Rad, wenn ich voll drauflatsche und damit ist die maximal mögliche Wirkung der Bremse erreicht - Rad blockiert.
    Alles weitere liegt ja nicht mehr in der Bremse. Das Rad blockiert und ich schlitter irgendwo lang und versuche den bestmöglichen Kurs zu halten. Oder liege ich da falsch?

    Du liegst falsch. Die größtmögliche Leistung einer Bremse wird nicht erreicht, wenn das Rad blockiert, denn dann nimmt ja die Haftreibung auf der Fahrbahn schlagartig ab.
    Sie wird dann erreicht, wenn die Bremse ständig kurz vor´m Blockieren ist aber sich das Rad noch dreht. Dabei wird viel Energie in Wärme umgewandelt, die irgendwie abgeführt werden muss. Bei einer Trommel, mit ihrer größeren Masse und schlechten Belüftung ist das aber nur schwer zu erreichen. Wird die Bremase mehrmals hintereinander stark beansprucht, staut sich die Hitze auf und die Bremsflüssigkeit fängt an zu kochen = Fading und nix mehr bremsen.

    Je höher die Leistung und erreichbnare Geschwindigkeit eines Autos, um so mehr muss die Bremse aushalten können. Weil der Cooper natürlich mehr Dampf hatte, wurden mit seiner Einführung auch gleich vermeintlich bessere Scheibenbremsen eingeführt. Nur waren die mit 7" und ihrer geringen Stärke zu schwach dimensioniert und sogar schlechter als die Duplex-Trommelbremse. Erst mit der 7,5" Bremse im Cooper S wurde es deutlich besser.


    Aber keine Sorge, werd die 4-Kolben wahrscheinlich nicht wieder umbauen auf Trommeln. Geht nach der Eintragung auch nicht mehr, wie ich denke, da dann wieder eine technische "Verschlechterung" eingebaut würde.

    Es wäre in der Tat eine Verschlechterung.

    Gruß, Diddi

  • Hm, dass die Scheibenbremse feiner zu dosieren ist, ist mir auch schon aufgefallen, aber bissher schob ich es eigentlich auf meine mangelnde Erfahrung mit Trommeln.

    Die 4-Kolben hab ich zwar mal da reingeschuhstert, allerdings hat einer meiner Vorbesitzer schonmal angefangen ne Scheibenbremse reinzuquälen, wo eigentlich keine sein müsste. Da die eh überfällig war und ich ein gutes Angebot bekam, entschied ich mich einst für diese.
    Bin auch bisher rundum zufrieden damit.

    Danke schonma für die Erklärungen. Is immer ganz hilfreich, wenn man nicht nur weiß, dass etwas passiert, sondern auch wenigstens einen kleinen Einblick bekommen kann, warum dem so ist.

    Daher stelle ich auch gern ma die ein oder andere doofe Frage, um hinterher schlauer zu sein.
    Das mit dem Üben kann ich ja direkt ma in Angriff nehmen. Wie gesagt, bei Scheibe ist es einfach, bei Trommel fehlt mir die Erfahrung.
    Und mit der bin ich wesentlich öfter unterwegs .. zumindest in Zukunft. :)

    Besten Dank, Ecke

    PS: Das mit der Vollkasko ist nicht ganz so einfach bei Autos, die weit älter als 20 sind, besonderst mit meinem Alter, aber das ist eine andere Geschichte. Für meine Kisten bin ich großflächig selbst verantwortlich, mit allem was dazugehört.

  • Wenn meherere Antworten zusammengeschrieben werden, ist zu den Gründen für die Scheibenbremse alles gesagt.

    1 Aspekt bleibt noch offen.
    Das Schiefziehen bei Vollbremsung hate nichts mit der Bremse, sondern etwas mit dem Fahrwerk zu tun.
    Ein ganz wichtiger Grund, warum es so ratsam ist, ein Std. Fahrwerk in ein Sportfahrwerk umzubauen, weil genau in solchen Situationen das Auto absolut spurtreu bremsen sollte und man/frau das Heck nicht über das Lenkrad wieder einsammeln muß, was bei blockierten Rädern fast nicht mehr geht.
    Deshalb ist auch bei der Auswahl von Sportfahrwerkkomponenten die Aussage: "Ich will ja keine Rennen fahren" inhaltlich falsch.
    Streng gebommen muß ein Alltagsauto fahrwerksseitig besser oder mindestens gleich gut reagieren , wie ein Rennauto.
    Auf Rennstrecken gibt es keinen Gegenverkehr, keine Vorfahrtsnahme in diesem Sinne und niemanden, der unvermittelt auf einen Fußgängerüberweg läuft.

    Aber das ist ein eigenes Thema.
    In diesem Falle hat ein verbessertes Auto u.U. hohen Geldaufwand erspart, den eine Reparatur andernfalls verschlungen hätte.

    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

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